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Estland, Lettland, Litauen
4. - 6.6.
Von hier die Fotos   befestigte alte Dünen   endlos Moor und Heide   Holzweg durchs Moor   Grenzanlagen nach Lettland   wieder an der Ostsee   die Küste   Lettlands Radweg Nr. 1  
Fr. 4.6.
Morgenkaffee in Pärnu. Diesen nehmen auch ein Ehepaar aus Ludwigshafen ein. Sie bereisen Eestland mit dem Bus. Ich kann ihnen das Hostel in Tallin empfehlen. Von Narva erzählensie, dass es eine Geisterstadt sei. Wahrscheinlich wegen der Abwanderung der dort ehemals ansässigen Russen.
Jetzt sitze ich an einem Moorsee im Landschaftsschutzgebier von Häänemeeste, gut erschlossen durch einen Holzsteg, der durch die alte (vor 4500 Jahren existierende) Küstenlinie geht. Diese ist markiert durch hohe Dünen, die jetzt bewaldet sind. Hinter dem Dünengürtel breitet sich Moor aus. Man versinkt tatsächlich, wenn man neben den Holzsteg tritt.
Später komme ich an einem Gästehaus der eestischen Staatswaldverwaltung (RWK) vorbei, wo mir eine Gruppenbetreuering noch einiges Material gibt, weil ihr Englisch wenig hergibt. Auf die Frage nach irgendeiner anderen Sprache gibt sie nur finnisch an. Ich vergaß nach russisch zu fragen. Mich hätte interessiert, ob sie es noch gelernt hat.
Der Strand, die Küste und die zur großen Fernstraße parallel verlaufende kleine Küstenstraße, die ich genommen habe, sind schön und abwechslungsreich.
Inzwischen bin ich in Lettland auf einem Campingplatz am Strand gelandet. Es ist 23:00 und es dämmert schon richtig, aber ich kann noch schreiben. Es ist auch kälter geworden, was ein Glück ist, denn die Mücken sind zwar noch aktiv, aber ich kann schon ohne den Imkerhut hier sitzen. Ohne Hut hätte ich das Zelt kaum aufstellen können.
Eine besondere Würdigung verdient noch das erste lettische Abendbrot. Es begann schon damit, dass ich meinen Essensbestand nicht noch mit den letzten eestischen Kronen ergänzen konnte. Dabei hatte ich mir dies schon viele km vor der lettischen Grenze vorgenommen. Doch bis zur Grenze konnte ich nichts mehr identifizieren was wie ein Lebensmittelladen aussah.
Also fragte ich in der ersten größeren lettischen Ortschaft, wo ich solch einen Laden fand, ob sie auch Kronen oder Euro akzeptieren. Die Frau an der Kasse lehnte mürrisch ab, zeigte mir aber die Richtung zu einem Bankomaten. Dieses Wort hatte sie gut verstanden. Ich fand einen Automaten und holte 50,- Lat raus. Die Quittung enthielt diesmal einen Kurs: es waren € 75,-. Mit dem neuen Geld kaufte ich bei dürftiger Auswahl u.a. eine Art geräucherten Fisch, Brot - leider gab es von jetzt ab nicht mehr das gute finnische Schwarzbrot. Dies Brot war dann eher süßlich. Weiter kaufte ich einen Becher, der nach Joghurt aussah und Knabberzeug. Dem nächsten Hinweis auf einen Pausenplatz folgte ich 1,5 km weit auf einer Drosedowpiste und landete auf einem nach Campingplatz aussehenden Flecken mit 3 Häuschen, die gerade eine Hochzeitsgesellschaft in Besitz nahm. Ich ließ mich etwas entfernt bei einer Baumstumpf-Sitzecke nieder und macht mich über die Vorräte her - und die Mücken über mich. Der Fisch entpuppte sich richtig als geräuchert, war aber kein Filet, sondern musste mit einiger Anstrengung von Knochen bzw. Haut abgeknabbert werden. Gleichzeitig musste ich mit fischig-fetten Fingern die Mücken töten. Nach einiger Zeit waren meine nackten Beine rot von Blut, schmierig von Fett und rochen wohl auch nach Fisch. Die 3 Knoblauchzehen, die ich zu dem süßlichen Brot vertilgt hatte, schien dann selbst die Mücken zu vertreiben. Zumindest hatte ich den Eindruck. Der Joghurt entpuppte sich als Schlagsahne, die nur wegen der kurzen Fahrt hierher noch nicht fest geworden war. Zum Glück war das Knabberzeug wider Erwarten zwar nicht salzig, sondern auch süß, aber so trocken, dass ich damit die Sahne gut aufsaugen, d.h. neutralisieren konnte. Ich war stark versucht, nach diesem fetten Essen zurück zu fahren, um noch einen Schnaps zur Verdauung zu erheischen. Einige 30 km halfen aber auch bei der Verdauung. Etwa nach dieser Entfernung folgte ich einem Campingplatz Hinweis. Nach einem längeren Waldweg erreichte ich diesen über einen Sandweg, der nur Schieben zuließ und schlug dort mein Zelt auf. Da kamen auch schon die Campingplatzbetreiber und forderten Lat 1,50 + 1,- für Duschen. Der Platz lag direkt am Strand, aber ins Wasser nach der Dusche ging ich nicht mehr.

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