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Tallin - Estland - Neuland
2./3.6.
Tallin in Sicht   Altstadt     im Abendlicht   Vorstadt von Tallinn   Abend an der Burgmauer   Alexander Newski Kathedrale   auch das ist Tallinn  
Mi 2.6.
An Bord der 'Meloodia' nach Tallinn.
Da ich zeitig am Ablegekai war, konnte ich lange beobachten, mit welchen Maschinen, Arbeitsgängen, Tätigkeiten von Menschen der Asphalt benachbarter Wartespuren ausgebessert wurde. An Maschinen waren beteiligt: 1 Kleinbagger mit außerordentlicher 'Feinmotorik' mit div. Vorsatzteilen zum Ausräumen der schadhaften Asphaltflächen. 1 Schredderer, der die alte Decke aufschneiden, ausreißen und schön zerkleiner neu hinspucken konnte. Ein Besenhobel, der dieses Hingespuckte verdichten und glätten konnte, 1 Belegemaschine, die den neuen Asphalt auftrug. Diese wurde mit Fertigasphalt von einem Speziallaster gefüllt. Natürlich LKWs zum Abtransport des alten Belags, 1 Mannschaftswagen und offensichtlich für besonders harte Stellen ein Bohrfahrzeug, das den alten Asphalt aufpieken konnte. Neben den Maschinenführern gabe es einen Chef und 3 Männer mit Schaufeln und Rechen, um das um die Belegemaschine herum verschüttets Material zurückzuschaufeln. Das alles für wenige Quadratmeter neuer Asphaltdecke und die, damit die Autos glatt stehen. Denn an der Stelle hätte es auch ein Kiesweg sein können. Allein der Kapitaleinsatz für 10 m2 Asphaltausbesserung muss in die Millionen gehen. Die wenigen Beschäftigten müssen höchstens 1 ‰ ihrer Arbeitszeit für die eigenen (Lohn)kosten arbeiten. Der Rest wäre Mehrwertgewinnung. Das kann kaum sein. Möglicherweise kann man anhand eines solchen Beispiels die 'Reichtumsquelle' einmal detailliert ermitteln.
Nach dem Ablegen der 'Meloodia' habe ich mich in der Cafeteria niedergelassen. Fensterplatz mit Blick auf die Selbstbedienungstheke. Mein Mittagessen von dort habe ich schon intus. Ich wollte aus den vielen beleuchteten bunten Tellern den mit Fischfilet. Die Bedienung klärte mich auf, dass es nur ... und ...broiler... gäbe. Ich nahm ...broiler... und lese jetzt die mitgebrachten Stern-Artikel über Estland, Lettland, Litauen. Ich genieße es sehr, heute erstmalig nicht auf dem Rad zu sitzen und doch weiter zu kommen.
Auch heute morgen bin ich nach dem dürftigen JH Frühstück (kein Buffett!) und dem Packen zu Fuß noch einmal in das touristische Zentrum. Habe Kirschen gekauft und am Mannerheimentie verzehrt. Sie waren ebenfalls nicht gut. Trotzdem, zufrieden in der Sonne sitzend, die Tour und die Tage durch Polen, von dem ich ja eine Karte mitgenommen hatte, planend, wartete ich darauf, dass das TallinLink Büro öffnet.
Ich bin gespannt, wie in Tallinn sich die Übernachtungsfrage löst. Denn Hauptstadtaufenthalt wird kaum zelten bedeuten. Ich will auch nicht gleich raus aus Tallinn fahren.
Übrigens, die Gäste im Youth Hostel in Helsinki waren nicht nur international (Finnen, Italiener, Japaner, ...) sondern auch New Age. Trotz dormitory und nur einem beengten Sanitärraum, WG-Küche in Jugendherbergsmanier guckte sich eine Frau beim Abendbrot auf einem Mini-DVD-Player ein Video mit Kopfhörer an, lachte immer wieder begeistert - für die anderen unverständlich - auf und beim Frühstück saß schon ein Gast am weißen Apple-Notebook und tippte unermüdlich, während ein Japaner dringend eine freie Steckdose für ein anderes elektronisches Gerät suchte. Auch der Internet Account Point in der Küche war morgens schon besetzt.
Ich habe die billigste und langsamste Fähre genommen und im Moment wird diese von den Express- und Sonderbooten ebenfalls von der TallinLink Gesellschaft überholt. Wie schnell die sind, kann man schon an den Bugwellen erkennen.
Das war bisher ein richtiger Höhepunkt der Reise: erst der lockere Morgen in Helsinki, Sonne, Wärme, Fähre über das Meer und dann Tallin. Wirklich eine sehenswerte Hauptstadt Europas. Alt, neu, überraschend an jeder Ecke.
Ich habe mit wenig Mühe ein günstiges Hostel (27 Euro), neue Jeans und eine Strassenkarte für die baltischen Staaten besorgt. Zum Abendessen gibt es erstmalig seit Dals-Ed Rotwein, der hier wieder im Supermarkt verkauft wird.
Ein Abendspaziergang durch die Altstadt bei untergehender Sonne (Ortszeit 22:00) ist sehr reizvoll.
Do 3.6.
Ich habe Tallinn unterschätzt. Von der Ausdehnung und vom Verkehr her. Es dauerte auch hier Stunden, um rauszukommen. Ich will zwar nach Süden, folge aber noch ein Zeit lang der westlichen Küste, bewege mich auf kleineren Straßen und kriege kleine Dörfer und neue Industriezonen von Tallinn mit. Unterschiede zu Finnland? Aus meiner beschränkten Sicht: wenig. Keine Radwege mehr oder ganz schlechte, wo man wie bei uns merkt, dass der Radfahrer ebenso wie der Fussgänger als störend vom Autoverkehr weggedrängt werden soll. Die Qualität der Straßen ist auch etwas schlechter. Man sieht noch mehr Ladas als in Finnland. Die Landschaft ist flach. Landwirtschaftliche Flächen - höchstens zu 50% bewirtschaftet - wechseln sich mit dichten Mischwäldern ab. Es sieht ähnlich aus wie zwischen Lahti und Helsinki. Die Dörfer machen natürlich einen ärmeren Eindruck. Eine erstaunliche Ausnahme am Abend war die kleine Stadt Lihulo. Mit einer Burgruine meinten sie wohl den Tourismus entwickeln zu können, bieten neuen Radweg, Hotelli, (2!!)Supermärkte und ein ordentliches Gesamtbild. Empfangen wird man von einem gewaltigen Gekreische von unzähligen Krähen aus ebenso vielen Nester in großen Bäumen am Ortseingang. Ich ergänzte meinen Proviant dort und aß außerhalb des Ortes an einer erhöhten freien Stelle - etwas windig, so dass ich keine Mückenproblem hatte. Letzteres hatte ich heute erstmalig, als ich einen Mittagsschlaf halten wollte. Erst vertrieben mich 2 Hunde bei einem doch zu nahe gelegenen Haus und der 2. Versuch ergab, dass man sich in Waldnähe nicht hinlegen kann, will man nicht von Mücken überfallen und zerstochen werden. Nach dem Essen fuhr ich noch möglichst nahe an Pärnu ran und zeltete dann in der Pampa. Dabei musste ich erstmalig meine Imkerhut-Konstruktion einsetzen.

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