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Cetinje - Shkoder
Dienstag 13.9.
  ganz oben in Montenegro   wo geht's lang?   nach Tuzi       vor Han i Hotit  
Nach dem Pass von gestern dachte ich, dass nun bis Podgorica, der Hauptstadt Montenegros, alles abwärts geht. Denkste! Erst kam noch ein kleiner Pass, der aus dem Hochtal mit dem guten Schinken nach außen , nach Cetenje führte. Dort gabe es auch keine Straßenschilder und erst nach mehrmaligem Fragen kam ich aus der Stadt raus in die richtige Richtung. Podgorica war noch unübersichtlicher. Die Himmelsrichtung , ein großer Fluss und Fragen hilft auch hier.
Nach Albanien hin, besonders nach dem letzten größeren Ort Tuzi wird die Straße immer enger und schlechter - dafür aber auch verkehrsärmer. Bei Abzweigungen sieht man nicht mehr, wo die Hauptstraße ist. So verfahre ich mich in Dörfer, die keinen Namen haben. Ich frage ein paar Männer, die dabei sind, einen Ofen mit Holz zu beheizen. Es stellt sich heraus, dass es eine Destillieranlage zur Herstellung von Schnaps aus Trester ist. Den bieten die Männer mir auch gerne an, dazu Kaffee und Wasser. Mühsam orientieren sie sich anhand meiner Karte und machen mir sehr unterschiedliche Vorschläge. Ich nehme dann den mit dem kürzesten Weg zurück an, genieße noch ihre Gastfreundschaft.
Der Chef zeigt mir seine Vorräte an Schnaps und Wein, ich fotografiere sie und sie fragen mich aus. Zum Schluss kriege ich noch eine Tüte schöner großer Pflaumen und Warnungen vor den schlimmen Albanern mit auf den Weg. Der Umweg hat sich also gelohnt.
Die Grenze zu Albanien bei Han i Hotet ist eine 'richtige' Grenze mit Bodenkontrollen der Fahrzeuge etc. Ich muss natürlich nicht in der Schlage warten, dafür aber € 10,- Eintritt bezahlen, wie ich es schon vorher gelesen hatte. Insgesamt folgt dann eine ziemlich wüste Gegend mit viel Müll, so dass ich mich mit dem Pfefferspray am Lenker ganz gut fühle. Ich musste ihn ja tatsächlich gestern morgen nach dem Grenzübertritt nach Montenegro das erste Mal gegen aggresive Hunde einsetzen. Der erfolgreiche Einsatz dort und seine Wirkung taten jedenfalls meinem Sicherheitsbedürfnis gut.
In Albanien winken, grüßen und staunen die Leute mich noch mehr an. In einem Dorf bilden Jugendliche bei meinem Herankommen eine 'Straßensperre' und laufen dann mit oder versuchen, mit ihren Rädern mitzuhalten. Mir wird es nur zu viel als sie in meinen Lenker greifen oder aufzuspringen versuchen. Das geht mir zu weit und ich wappne mich geistig für die nächsten Dörfer. Schnell fahren ist hier nicht. Die Straße ist so schlecht, dass ich für meine Reifen fürchte. Das Problem sind nicht die tiefen Schlaglöcher, die ich besser als die Autos umfahren kann, sondern die durchgehend scharfkantig aufgerissene Oberfläche. Der Verschleiß ist hier bestimmt 100-fach höher. In Shkoder stelle ich für mich beruhigend fest, dass relativ viel Rad gefahren wird und es Radläden gibt. Eine Reparaturwerkstatt habe ich auch schon gesehen. Trotzdem beschließe ich, Abstecher in die Berge zu unterlassen und den schnellsten Weg nach Sarandë - Korfu zu nehmen.
Das Stadterlebnis Shkoder war wieder sehr neu. Ein entsprechend herunter gekommenes Hotel war bald gefunden, der Portier sprach perfekt Englisch und die Nach sollte nur 700 Lek kosten. Aber Euros wollte er nicht nehmen. In einer nicht weit entfernten Straße, auf die er mich hingewiesen hatte, standen Männer mit Geldbündeln und Taschenrechnern, die Euros tauschen wollten. Ich versuchte es mit 10 € und bekam 1200 Lek dafür. Damit ging ich zurück zum Hotel und bezahlte. Später wechselte ich zum selben Kurs noch einmal auf die gleiche Art 10 Euro und ging damit für 840,- Lek ausführlich essen.
Bei allen Fragereien stellte ich fest, dass man mit Italienisch besser durchkommt als mit Englisch. Überhaupt ist auch aus den Aufschriften und Reklameschildern die historische 'Nähe' zu Italien merkbar. Meine drei gelernten Brocken albanisch waren noch nicht ausschlaggebend.
Der Gang abends durch das Stadtzentrum ergab schon wieder ziemlich neue Eindrücke im Vergleich zu Montenegro. Das abendliche Flanieren in der besten verfügbaren Ausstattung ist noch viel stärker. Der Verkehr - Fußgänger, Radfahrer, Mopeds, Roller, Autos alles bewegt sich auf der Straße und insgesamt wirkt er dadurch quirliger und unübersichtlicher. Die Flussgeschwindigkeit ist dafür aber auch etwa Radfahrertempo.
Die Familien gehen geschlossen zum Flanieren, gehen mit vielen Kindern jeden Alters in die Bars und Restaurants. Es wird aber nur getrunken. Ich war der einzige, der etwas aß - und dies wieder ziemlich üppig mit viel flach geklopftem Rindfleisch und div. Käse- und Quarksorten und Salat.
Das Hotel war - wie schon gesagt - heruntergekommen. Duschen gab es nicht. Die Toilette konnte nur mit Schöpfkanne gespült werden. Das Rad sollte ich vorsichtiger Weise mit auf's Zimmer nehmen - 4 Stockwerke hoch. Ein Aufzug war vorhanden, aber stillgelegt.

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